Am 18. Oktober hat der Neufahrner Gemeinderat einstimmig(!) den Antrag der Grünen Fraktion angenommen Neufahrn zu einer Fairtrade-Gemeinde zu machen.
Nun werden sich sicher einige Leser fragen, was ist eigentlich eine Fairtrade-Gemeinde bzw. eine Fairtrade-Town und was ist das Ziel?
Fairtrade-Towns fördern gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene. Das Ergebnis ist eine erfolgreiche Vernetzung von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark machen. Auf kommunaler Ebene spielt der faire Handel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle und kann positive Veränderungen fördern. In der Kommune entstehen neue Kooperationen und neue Netzwerke arbeiten zusammen. In Deutschland engagieren sich bereits über siebenhundert Städte für den fairen Handel, unter anderem auch Eching, Ismaning und Hallbergmoos. Denn viele haben erkannt, dass die Verantwortung und das gesellschaftliche Engagement nicht an der Grenze der Kommune enden, sondern dies für alle Menschen der Welt gilt.
In diesem Zusammenhang ist es vermutlich auch berechtigt zu fragen: was bringt eigentlich Fairtrade?
Zahlreiche Studien von unabhängigen Instituten belegen, dass der faire Handel zu institutionellen Vorteilen für Produzentinnen und Produzenten führt, eine höhere wirtschaftliche Stabilität ermöglicht und das Selbstvertrauen und die Würde von Kleinbauernfamilien und Beschäftigten auf Plantagen fördert. Die ökologischen Anforderungen in den Fairtrade-Standards führen zu verbessertem Umweltschutz. Schulungen und bessere Preise für biologisch angebaute Produkte fördern eine entsprechende Umstellung auf Bio.
Jetzt könnte man vielleicht auf die Idee kommen zu sagen, dass Fairtrade gar eine Konkurrenz für unsere regionalen Produkte ist. Aber Regionalität und fairer Handel ergänzen sich gut, wenn es um das Ziel von mehr Nachhaltigkeit geht. Und oft ist es natürlich auch so, dass Mangos und die klassischen Fairtrade-Produkte, wie Kaffee, Tee und Kakao, schließlich nicht in unserer Region wachsen.
Welche Kriterien sind zu erfüllen um den Titel Fairtrade-Gemeinde überreicht zu bekommen?
- Der erste grundlegende Schritt zur Zertifizierung war der Beschluss des Gemeinderats.
- Als nächstes bedarf es einer Steuerungsgruppe, die die Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft stärkt. Diese Steuerungsgruppe hat die Aufgabe, die Aktivitäten zum fairen Handel vor Ort zu koordinieren. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Engagement, vernetzt die Akteurinnen und Akteure innerhalb der Kommune und fördert den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern in unserer Gemeinde. Bisher haben wir 8 feste Zusagen von Personen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft für die Steuerungsgruppe, u.a. von Herrn Kretz, Standortförderer aus dem Rathaus. Weitere Anfragen laufen noch.
- Das dritte Kriterium sind die fairen Produkte, welche dann in Gastronomie und Einzelhandel zu finden sein müssen. Für Neufahrn sind die Mindestvorgaben 5 Geschäfte und 3 Gastronomiebetriebe. Einzelhandelsgeschäfte die jetzt schon die fairen Kriterien erfüllen sind: Edeka, Rewe, Hofladen Meidinger und der Käseschlemmer am Marktplatz.
- Auch die Zivilgesellschaft soll unter dem vierten Bewerbungskriterium Beachtung finden. Hier ist vor allem die Kooperation mit Schulen und Vereinen für Bildung und Information zu nennen. Für Neufahrn sind die Mindestvorgaben, dass sich mindestens eine Schule, eine Kirchen-/Glaubensgemeinde und ein Verein beteiligen. Hier ist die Gemeinde Neufahrn schon relativ gut aufgestellt. Die evangelische wie auch die katholische Kirche sind bereits engagiert.
- Und die Kommunikation zum fairen Handel in der Bevölkerung durch Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit anzuregen, ist dann das fünfte Kriterium. Für eine Kommune wie Neufahrn bedeutet dies, dass mindestens vier Artikel in (z.B.) Tageszeitungen, Wochenzeitungen oder auf der Homepage der Gemeinde erscheinen müssen.
Grundsätzlich ist die Teilnahme an der Kampagne Fairtrade-Towns kostenfrei.
Zusammengefasst: die Fairtrade-Town Kampagne bündelt Engagement für den fairen Handeln, fördert Verantwortung und stößt neue (Vernetzungs-)Projekte an.